Fatz Murdock

Liebe Freunde des gepflegten Medienkonsums,

in Zeiten, in denen uns ein Virus vorschreibt, was wir dürfen und was nicht, sind die Musiker irgendwie in den Arsch gekniffen. Musiker ist man nicht einfach so, es ist ein innerstes Bestreben, Musik zu machen. Es ist nicht vergleichbar mit: „…ich geh jetzt mal nicht in die Arbeit!“

Es fehlt ein Stück Leben, wenn man als Musiker zum Nichtstun verdammt wird. Die Kreativität quillt förmlich über, wenn der Deckel auf dem Topf liegt. Es werden Songs komponiert oder es wird gestreamt was das Zeug hält. Irgendwo muss die Energie ja hin!

Nun haben wir uns entschieden, nachdem wir uns wieder zum Proben treffen konnten, dass wir auch eine halbe Stunde Gartenparty streamen wollen. Zwei Haushalte und die Nachbarn am Zaun. Das müsste nach den neuesten Lockerungen, vertretbar sein.

Das unangenehmste daran ist nicht die Schlepperei des Equipments, sondern die Warterei, bis es endlich losgeht. Fünf Minuten vor der Zeit ist des Deutschen Pünktlichkeit und ich muss sagen, dass es bei mir sehr zutrifft. Ich hätte es zu Hause nicht mehr ausgehalten und es wartet sich leichter, wenn man weiß, dass alles steht und funktioniert. Außerdem kann man sich gegenseitig heiß reden.

Es kommt natürlich vor, dass man erst auf den letzten Drücker fertig wird, aber die Erfahrung hat mir gezeigt, dass es dann keinen Spaß macht. Wir sind auch keine Profis, die das wegstecken und in ihrer Bühnenshow sattelfest sind.

Also der Stream ist gestartet und schon hat uns die automatische Ausrichtung des Handys einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Stream ist um 90° gedreht bei den Zuschauer angekommen. Was auch für Lacher sorgte. Alles in allem hat es aber gut funktioniert und einige Nachbarn traten neugierig an den Zaun und filmten ihrerseits das Geschehen. Konzentriert auf den Bildschirm fixiert, machte sich zusehends ein Wippen in der Hüft- und Beingegend, bemerkbar. Da war es dann wieder, das „Rockstar-Feeling“ und Belohnung genug, für die Stunden des Aufbauens und des Wartens.

Nach einer halben Stunde war dann der Zauber vorbei, wir packten unsere sieben Sachen ins Auto, tauschten uns noch aus und fuhren dann wieder nach Hause. Ich war natürlich neugierig auf den Stream und wollte wissen, wie es sich auf der anderen Seite anfühlt und was die Welt da draußen zu sagen hat…

2020-05-18 13:24:24 | #10